Roboter in der Pflege: Ein Blick nach Japan
James Wright, Verfasser des Buches «Robots won’t save Japan» (Roboter werden Japan nicht retten), hat einen Artikel veröffentlicht über seine Forschung in Japan über die Automatisierung der Altenbetreuung (Quelle: Inside Japan’s long experiment in automating eldercare | MIT Technology Review) . Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse in diesem Newsbeitrag zusammengefasst.
Japan entwickelt seit mehr als zwei Jahrzehnten Roboter für die Pflege älterer Menschen, die mit enormen öffentlichen und privaten Investitionen finanziert werden. Bis 2018 habe allein die japanische Regierung weit mehr als 300 Millionen US-Dollar für die Forschung und Entwicklung solcher Geräte ausgegeben. Der demographische Wandel ist in Japan weiter fortgeschritten als bei uns und der Mangel an Pflegefachpersonen wird sich zunehmend verschärfen. Es braucht dringend Lösungen. Japan hat in Robotern eine Möglichkeit gesehen, dem Problem entgegenzuwirken.
Doch was ist daraus geworden? Eine grosse, landesweite Umfrage unter mehr als 9.000 Altenpflegeeinrichtungen in Japan ergab, dass 2019 nur etwa 10 % der Befragten angaben, einen Pflegeroboter eingeführt zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass von einer Stichprobe von 444 Personen, die häusliche Pflege leisteten, nur 2 % Erfahrungen mit einem Pflegeroboter hatten. Gemäss James Wright deutet einiges darauf hin, dass gekaufte Roboter oft nur kurze Zeit genutzt werden, bevor sie nicht mehr benutzt werden. Dort setzt seine Forschung an: die Diskrepanz zwischen dem Versprechen von Pflegerobotern und ihrer tatsächlichen Einführung und Nutzung. Er hat eineinhalb Jahre lang den Einsatz von drei Robotern in Japan erforscht und auch Zeit in einem Pflegeheim verbracht, in dem diese drei Roboter getestet wurden: Hug (ein Heberoboter), Paro (eine Roboterrobbe) und Pepper (ein humanoider Roboter).
Keiner dieser drei Roboter schaffte es, die Pflege zu entlasten, im Gegenteil: Die Pflegeroboter selbst erforderten Pflege. Sie mussten umherbewegt, gewartet, gereinigt, hochgefahren, bedient, den Bewohnenden wiederholt erklärt, während des Einsatzes ständig überwacht und danach wieder weggeräumt werden. Am Ende bedeuteten die Roboter eher mehr Arbeit für das Pflegepersonal statt weniger.
Dies deckt sich auch mit der Erfahrung anderer Forschungsprojekte in Japan. Der Autor weist darauf hin, dass es viele Forschungsprojekte im Bereich Roboter und Pflege nicht geschafft haben, in Pflegeinstitutionen eingesetzt zu werden, denn sie erweisen sich als zu teuer und zu unpraktisch. Dennoch haben diese Roboter ein langes Nachleben, insbesondere in den Online-Medien, und vermitteln so ein Bild eines futuristischen und technologieaffinen Japans. Dies sei vielleicht sogar ihre erfolgreichste Rolle bis heute, schlussfolgert der Autor am Ende seines Artikels.
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